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Beispiel

Gemälde mit Bildbeschreibungen

Von Franziska Rückert:
Scheu schaust du aus…
Möchte ich dir doch gerade mein Gesicht heranführen, da halte ich respektvoll inne und ziehe mich wieder entschlossen zurück. Lieber betrachte ich dich von hier aus- von weiter weg- bevor du mir, mit deinem Samtpfötchen und den darin verborgenen kleinen Gefahren, diskret den Rückzug erteilst. Liegst du doch aber so einnehmend da, als würde ich dich jeden Moment berühren dürfen. Nein, lieber nicht. Du hast etwas von einer so trügerischen Süße, dass ich nun endgültig entfernt bleibe. Ganz in schwarz mit einem leichten dunkelblauem Schimmer verweilst du in der Mitte des Gemäldes, wobei du nur einen Teil deines schlanken Körbers zeigst. Hinterbeine und Schwanz sind nur noch zu erahnen. Während das linke Vorderbein sich in einer angewinkelten Position ausruht, stützt das Rechte im lang ausgestreckten Zustand deinen Kopf. Unterhalb von zwei dreiecksartig spitzen Ohren- die vermutlich auf jedes noch so feine Geräusch sensibel reagieren- finde ich deinen Blick. Große gelbe Augen mit schwarzen Pupillen wirken etwas erschrocken, vielleicht habe ich dich gestört als ich hier her kam? Deine, vom schwarzem Fell umgebende Nase mündet rot rosa in die Nasenspitze. Vollkommen schaust du aus auf dieser sattroten Decke, die sich in weiche Falten und kleine Wölbungen gelegt hat, da sie von deinem sanften Gewicht dazu gebracht wurde. Dann erkenne ich, dass ich nicht nur auf eine Katze schaue, sondern auf eine kleine Herrin mit viel Eigensinn.